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Die technische Perspektive zeigt anhand ausgewählter Kriterien neue technologische Trends auf und setzt sie in einen Zusammenhang mit den jeweiligen Schutzleistungen. Das Ziel ist es, mögliche und wahrscheinliche Auswirkungen auf das Angebot der Schutzleistung Streifen- und Interventionsdienste (Objektschutz) abzuleiten und zu skizzieren, wie sich Dienstleistungsangebote auf dieser Basis potenziell verändern. Abschließend werden einzelne technische Entwicklungen dargestellt und bewertet, die eine wesentliche Neuorientierung im untersuchten Bereich nötig machen könnten.

Der Einsatz von Streifen- und Interventionsdiensten in Wohngebieten dient dem Schutz privater Haushalte (vgl. volkswirtschaftliche Perspektive) u. a. mithilfe von: Streifen- und Kontrollrundgängen, Öffnungs- und Schließdiensten, individuellen Kontroll- und Sicherheitsplänen, Kontrolle von Brandschutz- und Sicherheitsvorkehrungen, Überprüfung der Verschlusssicherheit: Türen, Fenstern und Toren sowie der Flucht- und Rettungswege, Überwachung technischer Anlagen und elektrischer Gefahrenquellen, Scharf- und Unscharfstellung von Alarmanlagen, Dokumentation aller Kontrollpunkte durch ihr eigenes elektronisches Kontrollsystem. Das Schutzziel dient neben dem Zweck der Einbruchsprävention auch – sofern notwendig – der Intervention bei Sicherheitslagen (Einbruch, Aufklärung verdächtiger Sachverhalte) sowie der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Das Präsens zeigen verfolgt das Ziel, präventiv Einbrüchen und Vandalismus vorzubeugen, das Entdeckungsrisiko von Straftätern zu erhöhen und ggf. direkt zu intervenieren.

Der Schutz von Objekten erfolgt durch die Bestreifung im innerstädtischen Raum, innerhalb sowie durch die Bestreifung außerhalb festgelegter Objekte selbst.

Vernetzte Kommunikation

Die zielgerichtete Bestreifung macht eine effektive Kommunikation und Koordination der Einsatzkräfte notwendig. Die Ausstattung der Wohnviertel mit entsprechenden Sensoriken bspw. für den Schutz vor Betreten oder Einbruch von Liegenschaften liefert einen gewinnbringenden Ansatz zur Verfolgung von Straftaten sowie der Prävention. Durch die Aufschaltung in eine zentralisierte Leitstelle stellt der Einsatz von Sensoriken eine wesentliche Technologie zur Erfüllung der Be- und Überwachungsaufgabe dar. Eine automatische Analyse und Auswertung der erfassten (Einzel-)Informationen – sprich die Identifikation von definierten „Ereignissen“ in den Datenströmen sowie von komplexen Einzelinformationen – unterstützt die Überwachung unrechtmäßigen Betretens von Liegenschaften o. ä.. Weiterführend kann die Implementierung von Analysealgorithmen oder von Methoden der Datenfusion und -aggregation genutzt werden, um potenziell gefährliche Situationen frühzeitig zu detektieren und um darauf entsprechend reagieren zu können.[1]

Informations-Apps

Für die Erreichung des Schutzziels bilden Informations-Apps sinnvolle Synergien. Die Einbindung von An- und Bewohnern im Sinne von Nachbarschaftssystemen bietet die Möglichkeit, vermeintlich gefährliche und ungewöhnliche Hergänge melden zu können. Als internes Kommunikationsmedium lassen sich derartig außerdem Informationen- und Handlungsbedarfe aus der Leitstelle heraus an die Streifen weiterleiten sowie mit dringenden Informationen und Dokumentationen verknüpfen. Ein schnelles, ortsbezogenes und individualisiertes Handeln, insbesondere in Krisensituationen und Notlagen (bspw. mittels Helfer-, Alarmierungs- und Informationssystemen via App-Module)[2], wird somit unterstützt.

 

Quellen:

[1] vgl. Laudy, Claire, Henrik Petersson, and Kurt Sandkuhl. „Architecture of knowledge fusion within an Integrated Mobile Security Kit.“ 2010 13th International Conference on Information Fusion. IEEE, 2010.

[2] Vgl. Projekt KATRETTER (https://www.fokus.fraunhofer.de/a9568ee409eb6a9d; letzter Zugriff 26.07.2019

Zur Ausführung der Kontroll- und Überwachungstätigkeiten, Wartung und Instandhaltung von elektronischen Einrichtungen sowie Öffnungs- und Schließtätigkeiten sind folgende Trends sichtbar:

Access- und Identity-Checks

Für die Kontrolle- und Überprüfung von Zutritten sowie der verträglichen Identifikation bieten AutoID-Technologien (z. B. NFC, RFID-Scanner) die Möglichkeit Informationen aus- und einzulesen, zu überprüfen sowie zu speichern. Die Ausstattung der Bewohner mit etwaigen Schlüsselsystemen – wie elektronischen Datenträgern (Chips, ID-Armbänder, Smartphone etc.) – kann ebenfalls eine schnelle Zuordnung der Zutrittsberechtigung unterstützen.[1]

Biometrische Technologien

Die Überprüfung biometrischer Merkmale (z. B. Fingerabdruckscan, Irisscanner, Gesichtserkennungssoftware) kann zu einer zusätzlichen Sicherheitskontrolle und -überprüfung genutzt werden. Bereits bestehende Kamerasysteme können mit vernetzender Technik gekoppelt oder erweitert werden, um Personen lokal oder mittels Datenbankabfrage in Echtzeit zu überprüfen und zu identifizieren.[2] Die Maßgaben des „privacy by design“ sind in diesem Zusammenhang von hoher Wichtigkeit.[3]

Informations-Apps

Im Fall von Informations- und Interventionsfällen können die Streifen vor Ort, Bewohner und weitere notwendige Stakeholder schnell, ortsbezogen und individualisiert koordiniert werden (über Apps oder App-Module). Im Falle der Störungsbeseitigung, Alarmierung und Informierung stellt die App eine innovative Kommunikationslösung dar, um (potenziell) gefährlichen Lagen begegnen zu können.

Management von Fluchtwegen

Im Brand- und Evakuierungsfall bieten technische Lösungsansätze zur Steuerung von Fluchtwegen – oder im erweiterten Fall von Menschenströmen – z. B. architektonische Maßnahmen aber auch (mobile) Barrieren einen hohen Sicherheitsgewinn. Mithilfe von digitalen Anzeigetafeln oder Werbefeldern – auch als mobile Lösungen – können Gefahrenlagen praktikabel koordiniert werden. Gekoppelte Analysen von Videobildern lassen sich bspw. anhand von Dichtemessungen der Menschenströme optimal zur Entzerrung von Personenströmen einsetzen (siehe Videoüberwachung).[4]

Videoüberwachung via Sensorsysteme und Drohnen

Die zu großen Teilen bereits standardisiert verbauten Kamerasysteme in Straßen- und Wohnvierteln fallen auch weiterhin kontinuierlich im Anschaffungspreis. Für die Identifikation von Bewegungen (z. B. mithilfe von Infrarotsensoren und Lichtschranken, Identifikation des Durchbrechens von Barrieren wie z. B. Türen, Fenstern, Zäunen mithilfe von Erschütterungs- und Vibrationssensoren), bieten diese eine gute Maßnahme zur Verfolgbarkeit.[5] In Verbindung mit Internet of Things (IoT) lässt sich diese Maßnahme noch mit weiteren Sicherheitstechniken koppeln, um das Sicherheitsniveau zu erhöhen, was die Systeme nachhaltig in ihrer Effektivität sowie in ihren Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten stärkt. Dazu zählt u. a. die Kombination von Drohnen mit Videoüberwachung. 

Technisch gestützte Bildauswertungsverfahren und somit auch potenzielle KI-Auswertungstechniken können einen temporären oder dauerhaften Mehrwert für die Beobachtung und Überwachung von Liegenschaften bieten. Die gesammelten Bild- und Ton-Daten ermöglichen es, ein notwendiges Intervenieren – in Echtzeit[6] – zu prüfen. 

Die Entwicklungsschübe durch aufstrebende 5G-Telekommunikationsnetze deuten bereits zusätzliche Anknüpfungsmöglichkeiten und Erweiterungen an. Gleichermaßen kann das Sicherheitspersonal weiterführend zielgenau zum Einsatzort gesendet und unterstützt werden (vgl. Schutzleistung Videoüberwachung).

 

Quellen:

[1] Für eine grundlegende Einführung siehe: Arata, M.J.: Perimeter Security, New York et al.: McGraw-Hill, 2006, doi: 10.1036/0071460284

[2] Beispiele bilden das Forschungsprojekt GES-3D (BMBF): Multi-Biometrische Gesichtserkennung; MARS (BMBF): Mobile Authentifikation mittels Retina Scanning; MisPel (BMBF): Multi-Biometriebasierte Forensische Personensuche in Lichtbild- und Videomassendaten; DigiDak (BMBF): Digitale Fingerspuren

[3] Weiterführend auch das: „Privacy Impact Assessment“ (PIA), das Social Impact Assessments(SIA) sowie die Risikobeurteilung im Sinne einer Technikfolgenabschätzung

[4] vgl. Popoola, Oluwatoyin P., and Kejun Wang. „Video-based abnormal human behavior recognition—A review.“ IEEE Transactions on Systems, Man, and Cybernetics, Part C (Applications and Reviews)42.6 (2012): 865-878.

[5] Weiterführend siehe auch: EU-Projekt HANDHold (https://cordis.europa.eu/project/rcn/102760/factsheet/en, abgerufen 09. Mai 2019); EU-Projekt CUSTOM (https://cordis.europa.eu/project/rcn/94695/factsheet/en, abgerufen am 09. Mai 2019); Projekt SNIFFER (https://cordis.europa.eu/project/rcn/102348/en, abgerufen am 09. Mai 2019)

[6] Beispiele bilden das Forschungsprojekt FLORIDA(BMBF): Flexibles, teilautomatisiertes Analysesystem zur Auswertung von Videomassendaten; ADIS(BMBF): Automatisierte Detektion interventionsbedürftiger Situationen durch Klassifizierung visueller Muster; APFel (BMBF): Analyse von Personenbewegungen an Flughäfen mittels zeitlich rückwärts- und vorwärtsgerichteter Videodatenströme

Streifen- und Interventionsdienste in Wohnvierteln decken verschiedene Liegenschaftsbereiche von kleiner, mittlerer und weiter Fläche ab. Eine bestmögliche Mobilität ist demnach unabdingbar. Dienstlich gelieferte und zweckdienliche Fortbewegungsmöglichkeiten – wie E-Auto, E-Roller, Scooter, E-Fahrrad – bieten einen deutlichen Mehrwert. Unterstützend wäre ein „Multi-Leihsystem“ für bereits bestehende Anbieter im öffentlichen Raum, um abhängig vom Einsatzfall und von der jeweiligen Entfernung adäquat mobil sein zu können.

Bei der Frage nach dem passenden Ausrüstungsmaterial stehen einerseits die Umsetzung des Schutzzwecks im Fokus und andererseits der Schutz der Sicherheitsdienstleister selbst bei ihrer Tätigkeit. Technische Möglichkeiten zur Überprüfung von Zugangsberechtigungen bieten verschiedene AutoID-Technologien (RFID-Scanner), Barcodescanner, biometrische Verfahren wie Fingerabdruck- und Irisscans oder aber Werkzeuge zur Gesichtserkennung. Eine leitstellenbasierte Überwachung mittels Videoanlagen, Bewegungs-, Erschütterungs- und Drucksensoren ermöglicht es, das Personal effizient und zielgenau einzusetzen – auch zur Detektion von auffälligem Verhalten.

Der Trend zu „pervasive wearables“ bietet weiterführend die Möglichkeit mittels Bodycams, smarte Brillen usw. die Arbeit der Schutzleistung zu unterstützen.[1]

Quelle:

[1] Vgl. Carmen Molitor: „Martin Krzywdzinski: Bei den Wearables geht es noch ums Ausprobieren“; in: Magazin Mitbestimmung (https://www.magazin-mitbestimmung.de/artikel/Martin+Krzywdzinski%3A+„Bei+den+Wearables+geht+es+noch+ums+Ausprobieren“@7295?issue=7294; letzter Zugriff 26.07.2019) sowie https://www.fokus.fraunhofer.de/6fba9fef480c985b, letzter Zugriff 26.07.2019)

Die Einbindungen von Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) können einen Mehrwert sowohl in Bezug auf regelmäßige e-Trainings als auch auf Aus- und Weiterbildung leisten. Gefahrensituationen und weitere Szenarien lassen sich auf diese Weise simulieren (VR) oder inhaltlich begleiten (AR).

„Lufttaxis“

Aufgrund der dauerhaft dringenden Mobilität, die die Sicherheitsleistung vorgibt, ermöglichen Lufttaxis es, weiträumige Einsatzbereiche oder verschiedene schutzbedürftige Liegenschaften in einer Stadt zu erreichen. Weitestgehend autonom können damit unwegsames und verkehrsreiches Gelände gesichert und überwacht werden.

Vernetzte „Predictive-Crowd-App“

Ein erhöhtes Maß an Sicherheit kann durch die Vernetzung von Sicherheitsdienstleistern erreicht werden (u. a. private Sicherheitsdienstleister, Polizei, Feuerwehr und Rettung). Mittels „predictive policing“-Ansätze lassen sich lokale Informationen über sicherheitsrelevante Falldaten zusammenführen, um a) eine möglichst reale Berechnung von Wahrscheinlichkeit zukünftiger Straftaten erreichen zu können und um b) eine Erhöhung der Sicherheit zu erzielen. Letzteres bietet ein großes Potenzial zur Steuerung der alltäglichen Arbeit, um zeit- und ressourceneffizient das Schutzziel zu erreichen.

Es ist davon auszugehen, dass insbesondere automatisierte Sicherheitstechnologien zur Überwachung die Schutzleistung der Streifen- und Interventionsdienste in Wohnvierteln unterstützen werden. Die Sensorsysteme von Video, Ton und bspw. Drucksensoren, die (semi-)automatische Steuerung von Sensoriken wie Drohnen oder vernetzte Steuerungssysteme aber auch die automatische Auswertung im Falle von Verhaltenserkennung sowie Gefahrendetektion – all jene Trends können zu einer potenziellen Erhöhung der Effizienz und der Sicherheit führen.